Langstrecken und lange Qualifizierung: Hanna Kleins Sieg über die Teilziele

  28.08.2024    WLV Top-News WLV BLV BW-Leichtathletik Top-News BW-Leichtathletik
Als Langstreckenläuferin über 5.000 Meter muss Hanna Klein einen langen Atem beweisen. Dies sei bereits in der Vorbereitung auf die gerade zu Ende gegangenen Olympischen Spiele nötig gewesen, sagt auch ihre Trainerin Isabelle Baumann.

Hanna Klein bestätigt in der Langstreckendisziplin über 5.000 Meter seit Jahren langfristig und zuverlässig ihre eigene Leistung und ist die einzige deutsche Frau, die in dieser Disziplin auch international antritt. Bei den Olympischen Spielen in Paris hat es dennoch nicht für den Finaleinzug gereicht. Im Vorlauf konnte sie die ersten drei Kilometer das Tempo ihrer Gegnerinnen noch mitlaufen, dann fiel sie immer weiter zurück.

Vorausschauend zum Rückblick stehen können

Im Rückblick musste Klein bereits vor dem Start wissen, dass es nicht für den Einzug ins Finale reichen würde, reflektiert Isabelle Baumann, Trainerin von Hanna Klein bei den LAV Stadtwerke Tübingen. Die letztjährige Vorbereitung bis zum Olympiawettkampf war lang und steinig: Klein war bereits im Sommer 2023 schwer verletzt und war die meiste Zeit mit Aufholarbeit beschäftigt.

Trotzdem konnte sich Klein auf ihr Training und ihren Körper verlassen: bei den Europameisterschaften in Rom lief sie sicher, bei der Deutschen Meisterschaft in Braunschweig bestätigte sie ihre Leistung.

Vor den Olympischen Spielen erkrankte sie nochmals, wurde in ihrem Training zurückgeworfen und musste sich situativ auf das größte aller Sportereignisse vorbereiten. Die 31-Jährige studierte zwar Psychologie, doch auch das half ihr nicht zwingend im Wettkampf. Baumann sagt über ihre Athletin, dass dieses psychologische Wissen meist in der Reflexion und der Analyse Anwendung fände, auch in Zusammenarbeit mit einer Sportpsychologin. Im Laufwettkampf selbst gehe es vorrangig darum, sich realistisch an die eigenen körperlichen Grenzen zu halten und mit dieser Akzeptanz ein Ergebnis und eine Zeit zu laufen, zu dem man stehen könne.

Stolz kann die erfahrene Langstreckenläuferin in jedem Fall auf ihre Leistung sein: Trotz Krankheit und Verletzung konnte sie sich über die Rankinglisten ein Olympia-Ticket sichern, im Rennen hörte sie auf ihren Körper.

„Dabei sein ist alles!“

„Dabei sein ist alles!“ So besagt es das berühmte olympische Motto. Natürlich ist der Traum vom olympischen Gold für alle qualifizierten Athletinnen und Athleten zum Greifen nahe. Doch es sind die kleinen Details, die sich in das Gedächtnis einprägen: bereits die Eröffnungsfeier verband französische Kultur und Geschichte mit Sport, vor den Wettkämpfen wurde drei Mal mit einem Holzstock auf den Boden geschlagen, um die Aufmerksamkeit des Publikums im Stile des Theaters zu bündeln, die Sieger durften die Glocke im Stade de France läuten, die in Notre Dame installiert werden wird.

Fernab dieser medienwirksamen Inszenierungen bleiben Hanna Klein und ihrer Trainerin Isabelle Baumann doch noch andere Eindrücke erhalten. Besonders Baumann, die bereits zu acht verschiedenen Olympischen Spielen Athlet:innen entsandt hatte und selbst bei vier Spielen mit unterschiedlicher Akkreditierung teilnahm, begeistert sich für die kleinen Aufmerksamkeiten des Veranstalters: frisches Obst und Getränke in der Athletes‘ Lounge auf dem Aufwärmplatz; nur zwei Kilometer vom Olympischen Dorf zum Stade de France mit einer Transportanbindung, die in nur 20 Minuten ein zuverlässiges Eintreffen an der Wettkampfstätte gewährleistete; die vielen zum Verweilen einladenden Plätze im Olympischen Dorf selbst; die zusätzlichen Hoffnungsläufe (genannt: Repechage), wodurch viele Familien und Freunde die Athleten und Athletinnen ein weiteres Mal im Stadion anfeuern konnten.

Für das Zweier-Team der Langstreckenläuferin und der Trainerin blieb dennoch ein olympischer Moment besonders in Erinnerung, der im Grunde nicht direkt mit den Spielen in Verbindung steht. Den letzten Abend verbrachten die beiden im 18. Arrondissement zum Abendessen. Der Rückweg zum Olympischen Dorf führte vorbei an alten Gebäuden, vollbesetzten Cafés und Bars, Gelächter aus den Nebenstraßen und mitten durch eine sommerliche Abendwärme. Eine willkommene, friedliche Stimmung fernab der Olympischen Spiele ließ die beiden Leichtathletinnen die Wettkämpfe vergessen und die Tatsache genießen, in Paris die Olympischen Sommerspiele 2024 erlebt zu haben.

Lisa Rosenberger / blv